In-Vitro-Fleisch -die Lösung für ethischen Fleischkonsum?


Fleisch aus dem Reagenzglas? Klingt nach Science Fiction aber könnte schon bald die globale Lösung für alle Fleischliebhaber sein, ohne Tiere töten zu müssen. Im Jahr 2013 kostete ein Burger mit In-Vitro-Fleisch noch 300.000 Dollar. Doch zahlreiche Wettbewerber arbeiten inzwischen an der optimalen Fleischzüchtung und der Preis wurde drastisch gedrückt. Aber eins nach dem Anderen!

Wie funktioniert die In-Vitro-Fleisch Herstellung?

„In Vitro“ bezeichnet den Prozess etwas in einem Reagenzglas herzustellen, also etwas aus (häufig natürlichen) Zellen zu züchten. Der Herstellungsprozess des sogenannten ‚Clean Meat‘ besteht aus 4 Schritten:

  1. Es wird einer lebendigen Kuh Muskelgewebe entnommen und aus dem Muskelgewebe werden Stammzellen extrahiert.
  2. Parallel wird ein Wachstumsserum aus dem Blut lebender Kalbföten entnommen, sogenanntes fötales Rinderserum.
  3. Die Stammzellen wachsen in einer Nährlösung aus Zucker, Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und dem Wachstumsserum heran. Der Wachstumsprozess findet in Bioreaktoren statt, die Gerüste umfassen, die die Muskelfasern trainieren.
  4. In einem Fleischwolf wird das In-Vitro-Fleisch zu der gewünschten Form verarbeitet.

Aktuell werden vorwiegend Rind und Geflügel gezüchtet, aber es gibt bereits erste Ansätze für nachhaltige Fischkulturen. Die größte Herausforderung sehen die Produzenten aktuell noch in der Nutzung des Rinderserums, dass eine vegane Produktion verhindert. Das Serum ist extrem proteinreich und lässt Zellkulturen extrem schnell wachsen. Doch es wurden bereits erste Pflanzen, Proteine und Wachstumsfaktoren entdeckt, die das Muskelwachstum ebenfalls stark positiv beeinflussen. Ein Lösungsansatz ist z.B. die Verwendung von Algen. Letztendlich ist es dann die Aufgabe biotechnologischer Verfahren das pflanzliche Serum in der benötigten Konzentration herzustellen. Ein sehr ähnlicher Herstellungsprozess wird übrigens schon seit Jahren bei der synthetischen Herstellung von menschlichen Ohrläppchen oder Herzklappen angewandt.

Wann ist das Clean Meat marktreif?

Viele Unternehmen sehen in In-Vitro-Fleisch großes Potenzial und tätigen hohe Investitionen in die Entwicklung dieser Produkte. Weltweit beschäftige sich 26 Unternehmen mit der Entwicklung des „Fleischs der Zukunft“ und werden dabei finanziell von bekannten Persönlichkeiten wie Bill Gates oder Richard Bronson unterstützt. Wie schnell sich das Clean Meat letztendlich am Markt etabliert hängt stark von den Produktionskosten und somit von dem Endpreis ab. Doch es gibt bereits erste Schätzungen, dass das Fleisch möglicherweise Mitte des Jahrhunderts die Hälfte des globalen Fleischkonsums abdecken könnte.

Eine, wie ich finde, super interessante Forschung, die den Ansatz verfolgt das Töten von Tieren für die Nahrungsmittelproduktion stark zu reduzieren. Dennoch gibt es auch bei diesem Thema kritische Punkte. So liegen bislang noch keine Daten zur Energiebilanz des In-Vitro-Fleischs vor, da es noch keinem Unternehmen gelungen ist das Clean Meat in industriellem Maßstab zu produzieren. Auch wird den negativen Effekten von Fleischkonsum auf die menschliche Gesundheit dadurch nicht entgegengewirkt. Hier kämen als Alternative letztendlich dann doch eher Fleischersatzprodukte oder auch der reduzierte Konsum von Fleisch als Lösungsansatz in Frage.