Muss ich meine Ernährung rechtfertigen?
Am Freitag habe ich bereits etwas über aktuelle Ernährungstrends geschrieben, denn das ganze Thema Gesundheit und Ernährung wird zunehmend diskutiert und richtige Ernährungsweisen diktiert. Doch was soll man denn nun essen? Muss man sein Essen posten? Was darf ich überhaupt noch essen? Ein Kommentar zu der Kontroverse „Muss ich meine Ernährung dauernd rechtfertigen?“
Muss ich jetzt auch einem Ernährungstrend folgen?
Palmöl darf man nicht mehr essen! Wieso isst du nicht mehr nach 20 Uhr? Fragen über Fragen, zu denen es unendlich viele Meinungen und Antworten gibt. Es ist kaum noch möglich einfach „nur essen zu gehen“ oder etwas zu kochen, ohne dass es hinterfragt wird. Aber vielleicht ist das gekochte Gericht nur zufällig ohne Zucker, nein ich habe sogar einen sehr süßen Zahn. Und vielleicht esse ich jeden Tag Schokolade, ja aber das ist doch kein Verbrechen.
Ich persönlich finde es gut, dass sich die Menschen mehr mit ihrer Ernährung beschäftigen, aber…
…man kann es auch wirklich übertreiben.
Denn Vorwürfe, Bekehrungen oder haltlose Behauptungen bringen niemanden weiter und führen eher dazu, dass man nicht ernst genommen wird. Hinzu kommt: gewisse Themen anzusprechen, macht in manchen Situationen einfach wenig Sinn. Denn häufig hat man es mit Gesprächspartnern zu tun, die eh eine vorgefestigte Meinung haben und nicht zuhören wollen oder die Fakten bereits kennen und ignorieren. Sie interessieren sich einfach grundsätzlich herzlich wenig für ihre Ernährung bzw. die Herkunft ihrer Lebensmittel. Das ist an sich traurig, aber ich bin mir sicher, auch diese Menschen wissen, dass 2€ das Kilo für Fleisch kein vertretbarer Preis sein kann.
Es ist komplett in Ordnung, wenn jemand vegan, glutenfrei oder auch paleo lebt. Doch selbst ich, als Zöliakiebetroffene würde von der Gesellschaft oder auch Freunden nicht erwarten, sich meiner Ernährungsweise anzuschließen. Ja womöglich zu erwarten, dass bei jeder Party extra drei Gerichte für mich vorbereitet werden, die meinen Bedürfnissen entsprechen und sonst beleidigt zu sein. Ich freue mich darüber ja, aber das einzige was ich wirklich erwarte ist Verständnis und nicht, dass sich die Welt um mich dreht.
Versteht mich nicht falsch!
Ich befürworte die Auseinandersetzung mit Themen wie Lebensmittelherkunft, Tierhaltung oder auch Inhaltsstoffen.
Eine Gruppe oder ein Einzelner, der versucht die anderen zu überzeugen ist ein guter Ansatz, aber bringt häufig nicht allzu viel. Die Entscheidung sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen muss von jedem einzelnen ausgehen. Fast genauso wichtig ist es, meiner Meinung nach, die Themen differenziert zu betrachten. Nicht jede Ernährungsform oder jedes Produkt, dass in Lifestyle Magazinen vorgestellt wird, ist auch wirklich gesund oder sinnvoll. Es macht Sinn sich mit verschiedenen Ansichten und Fakten auseinanderzusetzen, sich eine eigene Meinung zu bilden und dann danach zu leben bzw. zu essen. Natürlich ist es schön, wenn andere diese Meinung teilen, aber nicht auf Biegen und Brechen.
Ethische, ökologische und gesundheitliche Auswirkungen sollten diskutiert werden.
Hinter den ganzen Trends wie und warum jemand so oder so isst, stecken doch im Prinzip diese drei Aspekte als Motivationsgründe. „Das ist gesünder“, „Das ist nachhaltiger“, „Die Tiere sollen nicht Leiden“. Exakt darum geht es. Sich kritisch damit auseinanderszusetzen: was genau esse ich, wo kommt es her und was hat mein Konsum für Auswirkungen. Dabei geht es nicht um optisch verjüngende Lebensmittel, nicht um extreme Diäten oder die eine einzige „richtige“ Ernährungsweise. Es geht um unser Gewissen und unsere Verantwortung im Bezug auf die Lebensmittel, die wir essen. Was verantwortungsvolle Ernährung angeht ist die vegane Ernährungsweise sehr vorbildlich und, aus meiner Sicht, extrem lobenswert. Dass nicht jeder das so durchziehen kann oder möchte, ist aber natürlich auch verständlich. Trotzdem helfen schon kleine Umstellungen, nicht einmal Verzicht, die eigene Ernährung vertretbarer zu machen.Also, wie wäre es, wenn sich jeder in Ruhe für sich eine eigene Meinung bildet und sich ausführlich informiert? Anstatt etwas nachzuplappern oder ohne genug Informationen einem extremen Ernährungstrend zu folgen?
Falls du dich jetzt fragst, wie ich mich so ernähre, kann ich das nicht mit einem definierten Konzept beantworten. Ich esse keine Fertigprodukte, kaufe ausschließlich Bio Eier und Bio Milch und ernähre mich natürlich glutenfrei. Fleisch kommt bei mir nur sehr selten auf den Teller, dann ist es aber in jedem Fall mit einem Demeter (oder vergleichbaren) Siegel zertifiziert und 250 Gramm kosten auch mal 10€. Im Moment versuche ich außerdem nach und nach Palmöl und Plastikverpackungen aus meinem Alltag zu verbannen und häufiger vegan zu kochen.
Es ist deine Entscheidung was und wie du isst und du musst deine Ernährung lediglich vor dir selbst rechtfertigen.