Das Henne-Ei-Dilemma, oder: ein ehrliches Statement zur Lebensmittelindustrie

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Eigentlich sollte das ein Bericht von unseren Verkostungen werden, die wir derzeit bei den METRO Filialen und bei der Bäckerei Treiber in Stuttgart durchführen. Denn seit Kurzem gibt es Panista Produkte nicht nur bei METRO, sondern auch über die Premium-Bäckerei Treiber, was uns sehr freut. Vielleicht hast du das auch bereits bei Facebook gelesen.

Aber dann hatte ich eine andere Idee. Ich möchte dir einmal einen kleinen Einblick in unser Geschäft mit frischen glutenfreien Backwaren geben. Und zwar speziell das Geschäft mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Aus der Business-Perspektive. Offen, ehrlich und transparent. Denn was man meist von einem Hersteller sieht, sind leckere Produkte in Regalen oder im Versandkarton, schicke Verpackungen und eine Hochglanz-Website. Was man nicht sieht, sind die Prozesse dahinter.

Der Weg als Hersteller in den Handel. Ein steiniger Weg.

Der Weg in den Handel ist für frische Produkte im Allgemeinen, aber speziell für glutenfreie Produkte ein schwerer Weg. Denn meist sind diese Produkte für die Einkäufer der Lebensmittelketten ein Randprodukt, ein „notwendiges Übel“, das sie auch im Regal führen müssen, das sich aber nicht besonders gut verkauft und möglichst im Einkauf nicht viel kosten sollte. Wir sehen dass natürlich wie du anders, das steht außer Frage. Aber viele Einkäufer sehen es so.

Frische glutenfreie Lebensmittel für Menschen mit Zöliakie oder einer Glutenunverträglichkeit sind im Lebensmittelhandel in Deutschland immer noch nicht weit verbreitet. Es gibt zwar in jedem Supermarkt ein Glutenfrei-Regal. Aber dort findet man in 80% der Fälle keine frischen Produkte.

Wir haben den Anspruch, das zu ändern. Auch immer mehr Supermärkte erkennen, dass die Kunden generell wieder mehr frische und regionale Produkte kaufen möchten. Vor allem EDEKA und REWE haben deshalb schon seit längerer Zeit Frische-Theken in größeren Märkten. Eine gute Gelegenheit also, auch unsere Produkte dort zu platzieren.
Doch der Weg dahin ist steinig. Der Lebensmittelhandel ist stark Margen-orientiert und möchte am liebsten einen Großteil des Kuchens – also des Verkaufspreises für sich einstreichen.

Ihr habt sicher in den vergangenen Wochen auch von den Streitereien zwischen Unilever, Nestle und den Handelsketten gelesen. In vielen Supermärkten blieben die Regale dieser Hersteller leer, weil die Markenhersteller das Preis-Dumping der Handelsketten nicht mehr akzeptieren möchten und können. Ganz ehrlich: mein Verständnis haben die Hersteller! Einkauf und Verkauf muss eine Win-Win-Situation sein. Uns zwar Win für den Einkäufer und Win für den Hersteller. Und wenn ich als Hersteller 30%, 40% oder gar 50% Rabatt auf ein Produkt geben muss, damit der Handel es in sein Regal legt, kann ich es gleich sein lassen. Denn dann habe ich als Hersteller nichts mehr verdient und kann meine Kosten nicht decken.
Also lernen wir: Der Weg in den Handel ist möglich, aber wir müssen außerordentlich Federn lassen, nämlich Marge abgeben.

Das Henne-Ei-Dilemma. 

Apropos Federn: Wie war das noch gleich mit dem Henne-Ei-Problem? Oder in diesem Fall anders ausgedrückt: wer hat denn nun Schuld daran, dass der Einkäufer nur billig, billig will? Der Handel, weil er so schrecklich gemein ist? Die Hersteller, weil sie nicht mehr alle Latten am Zaun haben und unverschämte Preise verlangen?
Ganz ehrlich: in diesem Fall müssen wir uns als Konsumenten an die eigene Nase packen. In keinem anderen Land in Europa wird gemessen an den Gesamtausgaben vom Einkommen so wenig für Lebensmittel ausgegeben, wie in Deutschland. Wir Deutschen wollen billig, billig. Nicht der Einkäufer.

Wenn ich Verkostungen in METRO Filialen durchführe höre ich oft den Satz: „Oh ist das aber teuer. Für ein Brot 5 oder 6 Euro bezahlen? Ich glaube Sie haben sie nicht mehr alle…“, und so weiter. Teilweise werden diese Kunden-Monologe richtig frech und unverschämt. Dass hinter der Herstellung von frischen Lebensmitteln ohne Konservierungsstoffe und sonstigen Billigmüll aber hochwertige Zutaten stehen, Menschen die bezahlt werden möchten (und nicht zu einem Mindestlohn), Maschinen, Strom, Miete, Computer, Material, etc. bezahlt werden müssen, danach fragt keiner. Und dass wir diese Kosten noch decken müssen, nachdem wir der Handelskette ordentlich Rabatt geben mussten, interessiert auch niemanden.

Die alleinerziehende Mutter im Versand. 

Vielleicht denken wir also alle einmal darüber nach, wenn wir das nächste Mal im Supermarkt einkaufen gehen. Vielleicht denken wir nicht an den Hersteller oder die Marke, die auf dem Produkt steht, sondern an den Bäcker, der bei 30 Grad oder im Sommer bei 40-50 Grad in der Backstube steht, an die alleinerziehende Mutter, die als Aushilfe im Versand arbeitet, an den Lagermitarbeiter, der schwere Mehlsäcke schleppt um seine Familie ernähren zu können, an den Zulieferer, der von seinem Mehl auch leben muss und so weiter. Alle wollen am Monatsende von etwas leben können. Hier geht es also nicht um die fetten Gewinne, die wir Lebensmittelhersteller einstreichen.

Die Zeiten fetter Margen sind ohnehin längst vorbei in der Lebensmittelindustrie. Oder gab es sie überhaupt jemals? Ok, vielleicht haben die großen Hersteller wie Procter und Gamble, Unilever oder Nestle fette Gewinne. Bei den kleinen Herstellern sieht es schon anders aus. Und sollte aber nicht jedes Unternehmen das Recht darauf haben, Gewinne zu erwirtschaften? Braucht es das nicht für ein funktionierendes Ökosystem? Für eine gute Konjunktur? Wer liefert uns unsere Produkte, wenn die Hersteller in Deutschland wie eine Zitrone ausgepresst werden? Erinnerst du dich noch an den Aufschrei in unserem Land, als es um die Handelsabkommen mit den USA ging? Bloß keine genmanipulierten Produkte aus den USA, das taugt doch nichts! Bloß kein Fleisch von den Massenherstellern! Oder das Gezeter um die Massentierhaltung, das wir seit Jahren in Deutschland haben? Aha. Und jetzt? Lieber doch ein paar Euro mehr ausgeben? Es wäre eine Überlegung wert, oder nicht?
Also: wir meinen, es liegt in unserer Verantwortung als Konsumenten dafür zu sorgen, dass jeder in der Kette von dem leben kann, was am Ende ins Regal wandert.

Und so wurde aus einem Bericht über Verkostungen ein Appell an uns alle. Du wirst es mir verzeihen, da bin ich mir sicher. Aber noch mehr würde ich mich freuen, wenn du diesen Beitrag teilst. Ein Appell an das Gute in uns kann schließlich nicht genug gelesen werden, findest du nicht auch?

Last but not least: ein herzliches Dankeschön an dich!

Wofür das jetzt genau, nachdem ich mir anhören durfte, dass ich nur billig billig will? Ganz einfach: du hast offensichtlich bereits erkannt, was frische glutenfreie Backwaren wert sind. Denn sonst würdest du unseren Blog nicht lesen. Dafür möchten wir dir einmal ein herzliches Dankeschön sagen! Danke, dass du unseren Blog liest und vielleicht auch Panista Produkte kaufst. Aber jetzt: schnell den Beitrag weiterleiten 😉

In diesem Sinne: eine tolle Woche für dich!

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