Bedeutet Nachhaltigkeit Verzicht?

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In den letzten Tagen hast du eine Menge über Nachhaltigkeit erfahren. Zum Beispiel wie Nachhaltigkeit unternehmerisch gelebt werden kann, wie du in der Küche nachhaltiger Werken kannst und auch kleine Tipps für den Alltag zur Ressourcenschonung haben wir die vorgestellt. Möglicherweise hast du in einem ersten Impuls auf diese Beiträge erst einmal mit einer Abwehrhaltung reagiert? Viele verbinden mit Nachhaltigen Produkten oder einer nachhaltigen Lebensweise entweder hohe Kosten oder persönliche Einschränkungen. DARF ich jetzt keine Milchprodukte mehr essen? MUSS ich jetzt meinen Lunch immer vorkochen? Diesen Fragen und Zweifeln möchte ich heute auf den Grund gehen und die Frage beleuchten: Bedeutet Nachhaltigkeit Verzicht? 

Im Folgenden werde ich verschiedene Statements nennen und diese kritisch hinterfragen. Du bist herzlich eingeladen in den Kommentaren deine persönliche Meinung beizutragen. Wie immer ist meine Kolumne subjektiv und bewusst kritisch formuliert.

„Eine nachhaltige Lebensweise bedeutet Verzicht auf viele Lebensmittel und Produkte.“

Falsch. Wenn du die Nachhaltigkeitswoche seit Beginn an verfolgt hast, hast du den Beitrag zu der Bedeutung von Nachhaltigkeit gelesen. Es wird erläutert, dass Nachhaltigkeit das Prinzip ist, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann. Man kann grundsätzlich sagen, dass es bei einer nachhaltigen Lebensweise viel mehr um eine veränderte Konsumhaltung und bewusstere Kaufentscheidungen geht. Du musst aber nicht zwingend komplett auf irgendetwas verzichten. Man kann bspw. auch nachhaltig Fleisch essen, Kleidung shoppen oder hochwertige Kosmetik verwenden. Kaufe z.B. nur Fleisch aus nachhaltiger Haltung, dass entsprechend zertifiziert ist. Entscheide dich für das T-Shirt, das regional und unter fairen Arbeitsbedingungen gefertigt wurde oder finde einen Secondhand Schatz. Greife dieses Mal zu unverpacktem Shampoo oder wechsele zu einer Verpackung, die größtenteils recycelt wurde. Es geht bei einer nachhaltigen Lebensweise primär darum für Alternativen aufgeschlossen zu sein und seinen eigenen Konsum zu hinterfragen. 

„Nachhaltige Produkte sind grundsätzlich so teuer, dass ich sie mir nicht leisten kann, also doch verzichten muss.“

Jein. Grundsätzlich stimme ich der Aussage zu, dass viele fair gehandelte, sozial und ökologisch verträgliche Produkte höherpreisig sind. Dennoch sehe ich diese Aussage kritisch, denn daraus kann man zwei Gegenfragen ableiten:

  1. Findest du denn nicht trotzdem, dass der Preis gerechtfertigt ist?
  2. Kann es sein, dass du dann zu viel von dem Produkt konsumierst (aus verschiedenen Gesichtspunkten)?

Besonders der erste Punkt ist meiner Meinung nach absolut entscheidend. Es ist absolut nachvollziehbar, dass ethisch konforme Produkte teurer in der Produktion sind. So werden z.B. hochwertige Rohstoffe verwendet, faire Löhne gezahlt oder energiesparende Technologien eingesetzt. Der Preis lässt sich so häufig logisch nachvollziehen und entspricht dem Aufwand der Herstellung. Hier musst du für dich selbst entscheiden, ob dir hochwertige, nachhaltige Produkte diesen Preis Wert sind.

Du hast so allerdings die Chance eine nachhaltige Entwicklung auf der ökologischen, ökonomischen und sozialen Ebene zu fördern. 

Die zweite Frage bezieht sich auf den Grundgedanken, ob all deine Bedürfnisse in diesem Umfang wirklich gerechtfertigt oder nur eine Gewohnheit sind. Um noch einmal auf das Fleisch Thema zurückzukommen, ist es wirklich notwendig für dich persönlich jeden Tag Fleisch zu essen? Oder wäre es lediglich eine Umgewöhnung den Konsum auf 2 Tage zu beschränken? Somit würde sich das Kostenthema wieder ausgleichen. Ein anderes Beispiel wäre das Flugverhalten. Das starke Wachstum der Flugverbindungen ist wiederum auf zu niedrige Preise der Flüge zurückzuführen, die wiederum die Nachfrage unwahrscheinlich in die Höhe getrieben haben. Diese Entwicklung ist aus ökologischer Perspektive sehr bedenklich. Würden die Flugpreise sich deutlich erhöhen, würde die Nachfrage wieder etwas sinken – gut für’s Klima! Auch hier würde ich nach der Logik argumentieren, dass du dir dann vielleicht nur noch einen Flug pro Jahr leisten kannst – aber ist das nicht ausreichend?

Umgewöhnung statt Verzicht!

Aus meiner Sicht hat die Gesellschaft jeden Bezug zu einem ausgewogenen Nachfrageverhalten verloren – das ist das Problem, nicht die Refokussierung auf entsprechende Fragestellungen. Bei einigen Bedürfnissen wirst du ziemlich sicher zu dem Entschluss kommen, dass sie gar nicht wirklich wichtig sind und somit kommt das Gefühl des Verzichts auch gar nicht erst auf.

„Es folgen doch genug Andere diesem Nachhaltigkeitstrend, warum soll ich das machen?“

  • Weil wir nur gemeinsam etwas erreichen können!
  • Weil auch der kleinste Beitrag in Richtung nachhaltigem Verhalten hilft.
  • Weil es unser aller Welt und Zukunft ist, für die wir alle die Verantwortung tragen.
  • Weil eine nachhaltige Lebensweise nicht so kompliziert oder „Öko“ ist, wie man es sich vorstellt!
  • Weil wir dadurch soziale, ökonomische und ökologische Gerechtigkeit positiv beeinflussen können.
  • Weil wir die Zukunft sind!

Fazit

Wie immer gibt es bei diesem Thema kein Schwarz Weiß und mir ist es wichtig abschließend noch einmal zu betonen, dass nicht der Anspruch besteht entweder alles oder gar nichts umzusetzen. Jeder kleine Beitrag von deiner Seite in Form einer nachhaltigen Kaufentscheidung oder eines nachhaltigen Verhaltensmusters hilft, rein Umsatzorientierte Denkweisen aufzubrechen. 

Wir verändern mit unserer Nachfrage das Angebot!

Und noch viel mehr! Natürlich trägst du durch die Integration des nachhaltigen Grundgedankens in deinen Alltag auch dazu bei, das Klima zu schützen, soziale Fairness zu unterstützen oder das Tierwohl zu priorisieren. Schon alleine dadurch, dass du diese Themen aktiv kommunizierst und diskutierst generierst du Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema. 

Für mich ist Nachhaltigkeit nicht nur eine Lebensphilosophie, sondern auch eine soziale, wirtschaftliche und ökologische Notwendigkeit – Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich? 

Liebe Grüße,

Deine Marie

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